Beiträge zu Themen der Eppelheimer Ortsgeschichte

Von Oktober bis zum Jahresende 2020 wurden wöchentlich in den Eppelheimer Nachrichten Beiträge zu einzelnen Themen der Eppelheimer Ortsgeschichte präsentiert. Sie sollen ein kleiner Ersatz der ausgefallenen Jubiläumsfeierlichkeiten sein und zugleich einen Vorgeschmack auf das in einigen Monaten erscheinende Buch zur Geschichte Eppelheims geben.

Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen zu diesen Beitägen, finden Sie nun alle nachstehend in digitaler Form:

Warum die Eppelheimer keine Heidelberger wurden: Gescheiterte Eingemeindungspläne 1926 und 1935

Foto: Stadtarchiv Eppelheim

Die älteren Eppelheimerinnen und Eppelheimer wissen aus eigenem Erleben und andere vielleicht vom Hörensagen, dass Anfang der 1970er Jahre die Eingemeindung unseres Ortes nach Heidelberg drohte. Gegen die Pläne, die in Stuttgart im Zuge einer großen Verwaltungsreform geschmiedet wurden, formierte sich massiver und parteiübergreifender Widerstand. „Neubürger demonstrierten mit Eppelheimer Oldies Gemeinsamkeit“, ist hierzu in Hans Stephans Buch „Unter Eppelheimer Dächern“ zu lesen und weiter: „Nicht übertrieben: echter Stallgeruch dampfte aus den Poren und Achselhaaren. Und die Stallhasen, doch wirklich eine wehrlose Rasse, die wollten sich auf keinen Fall dem Heidelberger Löwen zum Fraß darbieten“.
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„Opfer im Interesse der Volksgesundheit“: Eppelheimer Zwangssterilisierte

Werbebild des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP (Volk und Rasse Jg. 1936)

Zwischen 1933 und 1945 wurden in Deutschland ungefähr 400.000 Menschen zwangssterilisiert. Die Rechtsgrundlage hierfür bot das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933. Der Gesetzestext selbst gab keine Auskünfte darüber, welche Zwecke mit den Zwangssterilisationen verfolgt wurden, aber in der amtlichen Begründung wurde mitgeteilt, dass die „Unfruchtbarmachung eine allmähliche Reinigung des Volkskörpers und die Ausmerzung von krankhaften Erbanlagen bewirken“ solle. Man bezog sich hier auf Theorien der sogenannten Eugenik, die Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommen waren und davon ausgingen, dass sich der Gen-Pool einer Population aufwerten ließe, indem man einerseits positiv bewertete Erbanlagen vergrößerte und andererseits negativ bewertete Erbanlagen verringerte.
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Biersteuer der Gemeinde Eppelheim

Gasthaus „Zum Hirsch“ in den 1920er Jahren (Stadtarchiv Eppelheim)

Das Bier hat nicht nur immer der Erquickung und Freude der Trinkenden gedient. Es hat zu allen Zeiten, in denen Menschen ein geregeltes Miteinander fanden, auch dazu beigetragen, Kassen zu füllen. Die Grundherren des Mittelalters freuten sich über eine Naturalabgabe, die sie als Zehnt erhoben. Im 14. Jahrhundert wurde Biergeld, Bierpfennig oder Bierakzise von den Städten vereinnahmt, und schließlich im 16. Jahrhundert entdeckten die Landesherren das Bier als Einnahmequelle – die Bayern bereits 1543, um Schulden aus den Türkenkriegen decken zu helfen.
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Die „Unwetterkatastrophe“ vom 8. August 1927

Verzeichnis der durch Hagelschlag am 8. August 1927 geschädigten Tabakpflanzer (Stadtarchiv Eppelheim)

Mit den Krisen der 1920er Jahre mögen die meisten von uns menschengemachte Notlagen verbinden: die Inflation der ersten Nachkriegsjahre, die durch die Währungsreform von 1923 beendet wurde, oder den Börsencrash von 1929, an den die dieser Tage im Fernsehen ausgestrahlten Folgen der dritten Staffel von „Babylon Berlin“ erinnern. Krisenhafte Naturereignisse haben sich für diese Jahre nicht ins kollektive Gedächtnis eingeprägt, wenngleich es auch sie als örtlich begrenzte Phänomene gegeben hat: etwa im Juli 1927 ein Hochwasser im Osterzgebirge, das mehr als 150 Todesopfer forderte, oder wenige Wochen später ein Hagelsturm, der als rein lokales Ereignis – betroffen waren lediglich Eppelheim und einige Nachbargemeinden – keinen Eingang in irgendwelche Geschichtsbücher gefunden hat. Hier vor Ort hatte er jedoch, wie ein Blick in die Gemeindeakten offenbart, gravierende Folgen, und Aufmerksamkeit mag er in diesen Zeiten der Pandemie auch beanspruchen, weil bei der Schadensregulierung bald Stimmen laut wurden, die Staatshilfen zum Ausgleich wirtschaftlicher Verluste forderten.
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„Das Flüchtlingsproblem wächst immer mehr zu einer Katastrophe heran“: Eppelheim und seine Neubürger 1946/47

Mitteilung über die Zulassung des Flüchtlings Dr. Martin Kreutzer als Hausarzt in Eppelheim vom 11. Oktober 1946 (Stadtarchiv Eppelheim)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verloren die Deutschen rasch die Bereitschaft zurückzublicken, und aus heutiger Perspektive mag es erscheinen, als hätten sie leichthin versucht, die Erinnerung an die nationalsozialistische Herrschaft abzuschütteln. Sicherlich spielte die Verdrängung als Selbstschutz eine wichtige Rolle, aber es ließen auch die Gegenwartsnöte wenig Raum für Vergangenheitsbewältigung. Dies zeigt sich deutlich auch beim Blättern in den Eppelheimer Gemeindeakten der ersten Nachkriegsjahre, die hier vor Ort wie andernorts vor allem durch das „Flüchtlingsproblem“ geprägt waren. Der teilweise sehr scharfe Ton, der in den einschlägigen Akten lautbar wird, passt nicht gut in das verbreitete Bild einer solidarischen Nachkriegsgesellschaft, wird aber erklärlich, wenn man sich die Dimension des Zuzugs vor Augen führt: Zwischen Juni 1945 und November 1946 kamen annähernd 800 Flüchtlinge und Vertriebene in die Gemeinde, die bei Kriegsende 4.000 Einwohner gezählt hatte. Rechnete man diese Zahlen auf das Jubiläumsjahr 2020 um, so hieße dies, dass die Stadt binnen anderthalb Jahren den Zuzug von 3.000 verarmten Flüchtlingen zu verkraften hätte.
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Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Eppelheim 1940-1945

Im Zuge des „Ausländersuchverfahrens“ erstellte Liste der in Eppelheim während des Zweiten Weltkriegs gemeldeten Franzosen (Stadtarchiv Eppelheim)

Der Massenzuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen in den Jahren 1945 und 1946, über den an dieser Stelle in der vergangenen Woche berichtet worden ist, war nicht die erste große Migrationswelle, die Eppelheim erreichte. Bereits fünf Jahre zuvor war eine beträchtliche Zahl „Fremder“ in die Gemeinde gelangt. Es handelte sich dabei um auswärtige Arbeitskräfte, die nicht freiwillig kamen: einerseits um Kriegsgefangene, andererseits um Männer und Frauen, die man wahlweise als Zivil-, Fremd-, Zwangs- oder ihrer überwiegenden Herkunft nach als Ostarbeiter bezeichnen kann. Erste Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene kamen im Frühjahr und im Sommer 1940 nach Eppelheim, und etliche blieben bis zum Kriegsende. Genaue Zahlen lassen sich nicht angeben, da im Stadtarchiv hierzu nur zwei lückenhafte Akten überliefert sind, die zudem in den Jahren 1942 beziehungsweise 1943 abbrechen. Anhaltspunkte geben allerdings die seit 1945 im Rahmen des sogenannten Ausländersuchverfahrens auf Anforderung der amerikanischen Militärregierung erstellten Listen, in denen die Ausländer erfasst wurden, die während des Zweiten Weltkriegs in Eppelheim gemeldet waren.
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Eppelheimer Alltagskonflikte im „Dritten Reich“ und in der Nachkriegszeit: Bagatelldelikte vor dem Bürgermeister als Strafverfügungs- und Schiedsinstanz

Über die Alltagsgeschichte des Ortes ist anhand der Akten des Stadtarchivs wenig in Erfahrung zu bringen. Das dort versammelte Verwaltungsschriftgut wurde zu vielerlei Zwecken angefertigt, nicht aber in der Absicht zu dokumentieren, wie die Einwohnerinnen und Einwohner miteinander umgingen. Dies wurde für die Gemeindeverwaltung nur dann zu einem Thema, wenn behördlicher Regelungsbedarf bestand oder Regelverstöße geahndet werden mussten. Als Instanz für die Ahndung von Bagatelldelikten hatte der Bürgermeister bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts und teilweise noch darüber hinaus beträchtliche Kompetenzen: In Ortspolizeistrafverfahren konnte er bis 1945 nicht nur Geld-, sondern auch kürzere Haftstrafen verfügen, die in den Arrestzellen des Rathauses zu verbüßen waren, und in der Nachkriegszeit amtierte er als Schiedsinstanz zum Beispiel bei Beleidigungsklagen, die erst dann vor die Gerichte kamen, wenn „Sühneversuche“ der Parteien im Rathaus gescheitert waren. Von beiden Aufgabenfeldern des Bürgermeisters – seinem Richter- und seinem Schiedsrichteramt – haben sich im Stadtarchiv Aktenreste erhalten, die Einblicke in die konfliktbehafteten Facetten des Eppelheimer Alltagslebens in den 1930er und den 1940er Jahren erlauben.
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Über frühe Rechnungen der Gemeinde Eppelheim

Titel der „Gemeinen Rechnung“ von 1767 (Stadtarchiv Eppelheim)

Unter dem älteren Schriftgut, das im Archiv der Stadt – bis 1998 Gemeinde – Eppelheim aufbewahrt wird, nehmen die „Rechnungen“ breiten Raum ein. Allein aus der Periode, in der der Ort zur Kurpfalz gehörte und die 1802 endete, sind fast 100 Hefte und Bände vorhanden. Die Überlieferung setzt 1766 ein, im selben Jahr, in dem die kurpfälzische Regierung das kommunale Rechnungswesen reformierte.
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Spitzenbasketball im Dorf Eppelheim

EK Eppelheim wurde 1963 Landesligameister mit (v.l.) Abteilungsleiter Fitti Schweickert, Trainer Kurt Siebenhaar, Betreuer Dirk Helmken, Fredy Müller, Willi Arns, Ralph Snoddy, Günter Glasauer, Hans Zimmermann, Sittmar, Norbert Spath, Rolf Bläsius, Gerhard Heindel, Ramsauer (Klaus Preuß)

Basketball ist ein rasantes Ballspiel. Diese Sportart der langen Kerls und der dribbelnden Spielmacher wird von mehr Menschen auf der Welt gespielt als jede andere Sportart. Wenn auch in Deutschland Fußball und Handball beliebtere Sportarten sind, so etablierte sich der Basketballsport auch hier immer stärker. In dieser Sportart zu den in der höchsten Spielklasse spielenden Mannschaften zu gehören, ist schon etwas Besonderes. In Eppelheim gab es einen Zeitraum, in dem dies angestrebt und zeitweise auch verwirklicht wurde – und schließlich an Vereinsstrukturen und an fehlenden Finanzen scheiterte.
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„In keiner umliegenden Gemeinde ist die Not so groß wie in der unsrigen“: Wohlfahrtsunterstützung, Weihnachtsbeihilfen und Notgemeinschaftsprogramme in Eppelheim 1930-1932

Ausbau der Eppelheimer Abwassergrube im Rahmen der „Notstandsarbeiten“ 1931/32 (aus: Geschichte entdecken – Eppelheim).

Mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 begann eine weltweite Wirtschaftskrise, die sich in einem starken Rückgang des internationalen Handels und der industriellen Produktion bemerkbar machte. Das deutlichste Anzeichen der Krise war ein rascher Anstieg der Arbeitslosenzahlen, der in Eppelheim wegen des hohen Anteils lohnabhängig beschäftigter Arbeiter zu massiven Problemen führte. Das soziale Sicherungsnetz war nicht sehr stabil und überdies grobmaschig: Ein Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung bestand für ein Dreivierteljahr, und anschließend konnten Arbeitslose für weitere 19 Wochen „Krisenunterstützung“ beziehen; allerdings waren hiervon Saisonkräfte, von denen es unter den Eppelheimer Bauhandwerkern viele gab, ausgeschlossen. Wer keine Arbeitslosen- beziehungsweise Krisenunterstützung mehr bezog (im zeitgenössischen Sprachgebrauch „ausgesteuert“ war), wurde zum Fürsorgefall und fiel damit den kommunalen Finanzen zur Last.
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