Spitzenbasketball im Dorf Eppelheim

Basketball ist ein rasantes Ballspiel. Diese Sportart der langen Kerls und der dribbelnden Spielmacher wird von mehr Menschen auf der Welt gespielt als jede andere Sportart. Wenn auch in Deutschland Fußball und Handball beliebtere Sportarten sind, so etablierte sich der Basketballsport auch hier immer stärker. In dieser Sportart zu den in der höchsten Spielklasse spielenden Mannschaften zu gehören, ist schon etwas Besonderes. In Eppelheim gab es einen Zeitraum, in dem dies angestrebt und zeitweise auch verwirklicht wurde – und schließlich an Vereinsstrukturen und an fehlenden Finanzen scheiterte.

EK Eppelheim wurde 1963 Landesligameister mit (v.l.) Abteilungsleiter Fitti Schweickert, Trainer Kurt Siebenhaar, Betreuer Dirk Helmken, Fredy Müller, Willi Arns, Ralph Snoddy, Günter Glasauer, Hans Zimmermann, Sittmar, Norbert Spath, Rolf Bläsius, Gerhard Heindel, Ramsauer

Eichenkreuz
Zwei Häuser neben der evangelischen Pauluskirche wohnte das Ehepaar Kurt und Anneliese Siebenhaar geb. Spath, beide Basketball-Nationalspieler: er beim USC Heidelberg, dem deutschen Serienmeister der 50er und 60er Jahre, sie beim HTV Heidelberg, wo er auch Trainer war. Heidelberg war mit zahlreichen erstklassigen Vereinen eine Basketballhochburg.
Es waren die jungen Burschen vom CVJM, dem Christlichen Verein Junger Menschen, die sich diesem Spiel aus den USA importierten Spiel mit Unterstützung der Siebenhaars verschrieben hatten. Basketball-Hallen gab es in Eppelheim noch keine, selbst der erfolgsverwöhnte USC Heidelberg musste zunächst, bis die Universität Heidelberg eine entsprechende Halle für ihr Sportinstitut baute, in einer kleinen Halle im Marstallhof spielen. Nur die amerikanischen Besatzer hatten ihren Sport mit Hallen versorgt – so zum Beispeil in ihrer High School.
Es war der Schulhof der Volksschule, der späteren Theodor-Heuss-Schule, der schon jahrzehntelang der Platz auch der Eppelheimer Sportler war, und es war der Platz hinter der evangelischen Kirche, der sich anbot. Aus diesem machten die CVJM-ler im Jahre 1955 zusammen mit Kirchendiener Fritz Kölmel einen befestigten bespielbaren Platz mit zwei fest eingebauten Korbanlagen und hohen Zäunen außenherum. Albertus und Otker Bujard, Horst Gaa, Dieter Joseph, Hans „Lupus“ Zimmermann waren zusammen mit Kurt Siebenhaar die Initiatoren.
Das erste Spiel der CVJM Eppelheim war gegen Berghausen, und die Basketballer waren fortan Teil des Eppelheimer Sportgeschehens. Evangelische Sportler sind unter dem Namen „Eichenkreuz“ deutschlandweit tätig. Im Jahre 1961 gründete man mit Unterstützung des damaligen Pfarrers Ohngemach einen Verein mit dem Namen „Eichenkreuz Eppelheim 1961“. Dieser nahm erfolgreich an den offiziellen Rundenspielen teil, und zwar zuerst ganz unten, dann bis in die höheren Spielklassen. Teilweise wurden die Spiele nun in der „High-School-Turnhalle“ in Heidelberg ausgetragen. Auch Eppelheims Schul-Aula wurde basketballmäßig hochgerüstet. Die Korbständer mussten jedoch zu jedem Training und jedem Spiel aufgestellt und das Spielfeld mit Klebestreifen immer wieder neu eingerichtet werden. Richtige Basketball-Krimis spielten sich hier ab, mit Zuschauern bis direkt an die Spielfeldbegrenzung.
Neben den Rundenspielen des Basketballverbandes spielte der kleine Verein auch in den EK-Pokalrunden und zwar erfolgreich – mit Fredy Müller, Kurt Siebenhaar und Hans Zimmermann stellte der EKE sogar drei Eichenkreuz-Nationalspieler in einer Mannschaft, die in der Karlsruher Europahalle zweiter Eichenkreuz-Europapokal-Sieger wurde. 1963 bis 1965 wurde EK Eppelheim Landesligameister und nahm an den Aufstiegsspielen zu der damals höchsten Liga, der Oberliga Südwest teil. Beim Entscheidungsturnier schlug man die favorisierten EK Karlsruhe und KuSG Leimen.
Mit den Erfolgen stiegen auch die Kosten. Und die Erfolge waren für den kleinen Verein riesig. In der Saison 1969/70 stieg der Miniverein als Meister der Regionalliga Südwest unter Trainer Kurt Siebenhaar in die 1966 gegründete zweigeteilte Basketball-Bundesliga Gruppe Süd auf, in Deutschlands höchste Liga. Auch im Deutschen Pokal reichte es 1971 bis unter die vier letzten Mannschaften, und dort verlor man nur gegen den Pokalsieger Wolfenbüttel.
Mit dem Aufstieg war aber auch das Ende des EK Eppelheim vorprogrammiert; das Bundesliga-Abenteuer war für den Miniverein finanziell nicht zu stemmen. Die Eichenkreuz-Basketballer schlossen sich dem Turnverein Eppelheim als Basketballabteilung an.

1977 spielte der TVE erfolgreich in der 2. Bundesliga, u.a. mit Jürgen Höhnle (Nr. 13), Ralph Snoddy (10) und Oswald Krupitzer (4)

Beim TVE
Der Übergang zu einem großen Verein verlief euphorisch, organisatorisch und sportlich jedoch wenig erfolgreich. Nach dem Generalversammlungsbericht von Fredy Müller waren die zum TVE gewechselten Basketballer mit zunächst vier Mannschaften angetreten. Die TVE-Mannschaft in der damals zweigeteilten Bundesliga hatte bei ihren Gegnern TSV 1860, USC und Bayern München, MTV 1946 Gießen, 1. FC Bamberg, SC Rei Koblenz, USC Mainz, GW Frankfurt und USC Heidelberg wenig zu bestellen. Die Lokalderbys mit dem sechsmaligen Deutschen Meister USC Heidelberg gingen mit 75:91 und 54:104 verloren. Körbe für Eppelheim warfen der amerikanische Spielmacher Ralph Snoddy, Fredy Müller, Rolf Bläsius, Willi Arns, Klemm, Gerhard Heindel, Hans Zimmermann und Worlitzer. Mit nur einem Sieg folgte der Abstieg der 1. Mannschaft aus der Bundesliga.
Ein Neuaufbau mit dem nunmehr verpflichteten Spieler-Trainer Dr. Puscasiu und dem jugoslawischen Nationalspieler Zvonko Ilic schien als Meister der Regionalliga wieder in die Bundesliga zu führen. Durch Weggang des Trainers und zahlreicher Spieler musste man jedoch auf den Aufstieg verzichten und in der Landesliga neu beginnen. In der Saison 1972/73 erreichte man dort überlegen die Meisterschaft, um im Jahr darauf mit dem Trainergespann Norbert Spath/Svonco Ilic erneut Meister zu werden und die Qualifikation für die Bundesliga zu erreichen - und um wieder aus finanziellen Gründen zu verzichten.
1974 wurde der Bundestagsabgeordnete Bernd Schmidbauer Abteilungsleiter. Elli Zimmermann für Organisation und Finanzen und Norbert Spath in der Spielerbetreuung kümmerten sich intensiv um die Mannschaft. Um sich deutschlandweit professioneller zu vermarkten, wurde 1974 die einteilige Bundesliga und im Jahr darauf eine zweiteilige 2. Bundesliga eingeführt. Der Weg nach ganz oben wurde schwieriger. Mit Gerhard Heindel als Trainer, mit den Sturmspitzen Jürgen Höhnle und Snoddy sowie Willi Arns, Ilic und Holtmeyer wurde in der Saison 1975/76 dann doch in dieser neu geschaffenen 2. Bundesliga gespielt. Nun verstärkt durch die ex-USCler Günter Glasauer als Center und Wolfgang Lachenauer gelang jedoch der Aufstieg in die 1. Bundesliga als siebter der Hauptrunde auch in der Saison 1976/77 nicht. Der erneute Versuch in der Saison 1977/78 führte zwar zum ersten Platz in der Hauptrunde, die Qualifikation für die 1. Bundesliga schaffte der TVE jedoch wieder nicht. In der Folgesaison erreichte die Mannschaft den 5. Platz der Hauptrunde. Aus finanziellen Gründen und aus Spielermangel wurde in der Saison 1979/80 trotz Klassenerhalts in der 2. Bundesliga freiwillig in der Regionalliga gespielt.
Danach zeigte sich, dass auch beim TVE die Finanzen für einen dauerhaften Bundesliga-Sportbetrieb nicht vorhanden waren. Auch im Basketball entschieden sich gute Spieler zu Gunsten einer handfesten Bezahlung, möglichst mit PKW und Wohnung, zum Vereinswechsel. Dazu bedurfte es zahlungskräftiger und -williger Sponsoren, die zu gewinnen für den Verein unmöglich war. Immer wieder fanden sich für gute Spieler Geldgeber bei anderen Vereinen.
Auch zwischen den einzelnen Abteilungen des TVE wurde nun auch um Gelder gefeilscht. Selbst als die Gemeinde mit einem Betrag von 5.000 DM für die Fahrgelder zu den Auswärtsspielen der Basketballer einsprang, – im Vorstand als „Machenschaften der Abteilung“ bezeichnet – reichte dies nicht aus. TVE Vorsitzender Hans Stephan und Abteilungsleiter Bernd Schmidbauer waren auch Sprecher der rivalisierenden größten Fraktionen im Eppelheimer Gemeinderat, was nicht unbedingt zu gemeinsamen Aktionen im Verein führte.
Nach Meisterschaft in der Regionalliga und erneutem Aufstieg in die 2. Bundesliga spielte man auch in der Saison 1980/81 in Lokal-Derbys gegen den ruhmreichen USC Heidelberg, und wiederum gingen beide Spiele verloren. Inzwischen war der ehemalige National-Center Didi Keller als Spielertrainer nach Eppelheim gewechselt. Neben Keller waren auch Rolf Bläsius, die Brüder H. und Richard Sattel, Jochen Schmitt, Niepert, Armin Zimmermann, G. Wegscheider, Andreas Strubel, Werner Heiss, N. Unverfehrt, und Jürgen Höhnle die Korbsammler.
Dann eskalierten die Auseinandersetzungen innerhalb des Vereins. Die Abteilung klagte, zu wenig Geld zu erhalten. Rolf Bläsius, inzwischen Sportlehrer am Eppelheimer Gymnasium und Betreuer der TVE-Basketballjugend, verlangte mehr Geld von den Abteilungsgeldern für die Jugendarbeit. Andere Abteilungen monierten eine Bevorzugung der Basketballer.
Auch die Saison 1981/82 verbrachte die 1. Mannschaft deshalb freiwillig in der Regionalliga. Als nach dem sportlich wieder erreichten Aufstieg in die 2. Bundesliga die Finanzierung wie schon üblich Schwierigkeiten bereitete, wurde monatelang in TVE-Turnratssitzungen um die Finanzierung und damit den Fortbestand des Spitzen-Basketballs in Eppelheim diskutiert. Es konnte vom Verein nicht genug Geld bereitgestellt werden, andere Abteilungen brachten sich in Position um ebenfalls höhere Zuschüsse.
Obwohl wiederum eine gute Mannschaft zusammengestellt war und Abteilungsleiter Bernd Schmidbauer versicherte, „die finanziellen Mittel können gesichert werden“ (einen Sponsorenvertrag hatte er wohl bereits in der Tasche) und „ohne Aufstieg in die 2. Bundesliga wird es auf Jahre hinaus keinen Spitzenbasketball in Eppelheim mehr geben“, kam es am 22. April 1982 zu dem Turnratsbeschluss, erneut auf diesen Aufstieg zu verzichten. Die Folge war ein Auseinanderbrechen der 1. Mannschaft und ein Rücktritt von Bernd Schmidbauer als Abteilungsleiter.

Die Mannschaft von 1982 um Didi Keller stellte sich zum Sponsoren-Bild, sie sollte endgültig den Weg in die 1. Bundesliga schaffen. Auch dieser letzte Versuch scheiterte!

Ende für den Spitzenbasketball in den Bundesligen.
Ein Großteil der ersten ehemaligen TVE-Mannschaft versuchte bei der DJK Eppelheim in deren neugegründeter Basketballabteilung einen Neustart in der 2. Bundesliga, was aber vom Verband abgelehnt wurde.
Rolf Bläsius forcierte in den Jahren danach im TVE erfolgreich vor allem die Basketball-Jugendarbeit mit bis zu elf für Spielrunden gemeldeten Mannschaften, bis auch er im Jahre 1987 zurücktrat. Die TVE-Mannschaften spielten in unteren Regionen bis zur Oberliga. 1989 schließlich kam es zu einer Kooperation und 1990 zu einer – vom TVE-Vorstand ungeliebten – Spielgemeinschaft mit der DJK, in die alle Basketball-Mannschaften des TVE ausgegliedert wurden.

Ein neuer Versuch bei der DJK und in der Spielgemeinschaft DJK/TVE
Die Gründung einer Basketballabteilung in der DJK erfolgte am 20.06.1982. Frühere Spieler der Bundesligamannschaft des TVE hatten dort ihre Spielerpässe abgegeben und bildeten die erste und zunächst einzige Mannschaft, die in der untersten Spielklasse, der Kreisliga, anfangen musste, nachdem der Antrag auf Eingliederung in der 2. Bundesliga nicht möglich war.
Es wurde ein Durchmarsch über Bezirksliga und Landesliga bis in die Oberliga West. Unter Trainer Gerhard Heindel dauerte es dann weitere drei Jahre bis zum Aufstieg in die Regionalliga Südwest, die höchste Spielklasse in Baden-Württemberg. In dieser Meistermannschaft befand sich kein Spieler mehr, der den Aufwärtstrend mit begonnen hatte. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga wurde in den Folgejahren mehrmals knapp verpasst.
In der Regionalliga Südwest gab es in den Spielzeiten 1988/89 und 1989/90 wieder Derby-Spiele nunmehr der DJK Eppelheim gegen den USC Heidelberg, der ebenfalls in Finanznöten steckte. Diesmal gingen die Siege beide nach Eppelheim. In den Abschlusstabellen errang die DJK jeweils den zweiten Platz, der USC jeweils den drittletzten.

Am 11. April 1990 kam es zum Zusammenschluss mit den Basketballern des TVE zur Spielgemeinschaft DJK/TVE mit nunmehr 186 Senioren- und Jugendspielern und zu einem Neuaufbau. Mit dem neuen Trainer N. Johnson konnte die Meisterschaft in der Regionalliga errungen werden, der Aufstieg die die 2. Bundesliga scheiterte jedoch in den Qualifikationsspielen. Dem verpassten Aufstieg folgte eine weitere Zäsur. Die meisten Spieler der ersten Herrenmannschaft verließen die Spielgemeinschaft.
Dem Traum vom Bundesliga-Basketball in Eppelheim folgte ein langsamer Abstieg in untere Spielklassen.

(Klaus Preuß)