Aktuelle Politik online erleben

In Zeiten einer Pandemie ist vieles anders. Das Virus bringt nicht nur unseren Alltag, unser kulturelles Leben und unsere Wirtschaft durcheinander – es verändert auch die Schule. Während früher jahrgangsübergreifende Arbeitsgemeinschaften, Landheime, Kursfahrten, Theaterbesuche und das Lernen an außerschulischen Orten selbstverständlich waren, heißt es nun umzudenken.

Gerade der Gemeinschaftskundeunterricht lebte von solchen Möglichkeiten, vor Ort zu lernen: sei es durch Besuche von Amts-, Land- und Bundesverfassungsgericht, von politischen Institutionen und Gesprächen mit Experten oder durch Berufserkundungen. Viele Bildungseinrichtungen haben auf die Gegebenheiten reagiert und bieten Lernen nun zwar nicht mehr vor Ort, dafür aber über digitale Medien an. E-Learning statt Lernen an außerschulischen Orten. Digitales Lernen statt Exkursionen und Seminare mit Übernachtungen? Begeisterung hatte diese Perspektive bei den Schülerinnen und Schülern des Gemeinschaftskunde-Leistungskurses von Herrn Steckbauer nicht gerade ausgelöst. Dennoch wollte der Kurs den „digitalen Weg“ gehen.

Zur Ergänzung des Gemeinschaftskundeunterrichts führt die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) „Politische Tage“ durch. Sie sollen, wie es auf ihrer Homepage heißt, „die Schülerinnen und Schüler anregen, sich in einem stärkeren Maße mit politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und zeitgeschichtlichen Fragen aktueller wie grundsätzlicher Art zu beschäftigen.“ Für diese Tage können normalerweise zwei Unterrichtstage in Anspruch genommen werden und deren Durchführung wird auch vom Kultusministerium empfohlen.

Dieses Schuljahr hatten die Außenstellen der Landeszentrale ihr Angebot ins Netz gebracht. Eine Woche lang beschäftigte sich der Gk-Kurs mit dem „Kampf ums Weiße Haus“, der (wie es im Moment aussieht) noch länger andauern und die Gerichte beschäftigen wird. Jeden Tag erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler bestimmte Themengebiete in ihrem eigenen Lerntempo auf digitalem Weg. Hierfür hatte die LpB einen Moodle-E-Learning-Kursraum eingerichtet, der unseren Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit gab, auf interaktive Art und Weise Themenfelder wie das präsidentielle System der USA, den Wahlkampf und die Inhalte der beiden politischen Lager zu erschließen. Besonders spannend war es auch zu sehen, wie Präsident Trump das System der Checks and Balances in den letzten vier Jahren gezielt außer Kraft gesetzt hatte.

Ein weiterer geplanter Besuch bei der Deutschen Bundesbank musste ebenfalls auf Grund der Pandemiestufe 3 des Landes Baden-Württemberg abgesagt werden. Auch hier konnte aber zum Glück digital Abhilfe geschaffen werden. Spontan bot die Deutsche Bundesbank ein zweistündiges online-Meeting an, das bei den Schülerinnen und Schülern auf große Resonanz stieß. Die didaktisch gut aufbereitete Präsentation über die Grundlagen der Geldpolitik sowie die Folgen der aktuellen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung kam bei den Schülerinnen und Schülern gut an und wurde abschließend digital mit einem „Daumen hoch“ bewertet.

Auch wenn das E-Learning das Lernen vor Ort sicher nicht ersetzen kann, so zeigt die positive Reaktion der Schülerinnen und Schüler, dass es sich lohnt solche Angebote wahrzunehmen.

Text: Andreas Steckbauer