Aus der Geschichte lernen

Ausstellung zur Förderung des Demokratieverständnisses löste rege Diskussionen aus

Fast niemand aus der 9a des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Eppelheim hatte zuvor gewusst, dass es ganz in der Nähe von Eppelheim schon sehr früh nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein Konzentrationslager – das KZ Kislau bei Bruchsal – gab.

Zur Vorbereitung auf die Exkursion zur Wanderausstellung über das KZ, die im Dezember 2022 im Oftersheimer Gewölbekeller Station machte, bekamen die Schüler*innen eine Übung zum Thema ‚Unrecht‘.  In Gruppen bearbeiteten sie eine Wortwolke mit Begriffen, bei denen sie entscheiden sollten, welche sie mit ‚Unrecht‘ verbinden. Schnell wurde ihnen klar, dass es oft nicht nur eine Sichtweise gibt oder sie sich noch  nie wirklich über einzelne Begriffe Gedanken gemacht hatten.  Viele Schüler*innen wurden sehr nachdenklich und für die Fragestellung sensibilisiert, wo in unserer Gesellschaft Unrecht geschehen könnte oder geschieht.

Den Schüler*innen war klar, dass sie in diesem Labor untersuchen, überprüfen und vor allem ausprobieren sollten. Und genau dies taten sie dann auch. Angelehnt an das Prinzip des Zirkeltrainings im Sport bearbeiteten die Schüler*innen in Kleingruppen die Labor-Stationen innerhalb einer vorgegebenen Zeit.  Die Fragen konnten sie mithilfe von Stellwänden bearbeiten. Immer wieder ging es bei den Stationen aber auch darum, die eigene Meinung zu äußern, niederzuschreiben und innerhalb der Gruppe zu diskutieren.

Besonders viel nachgedacht und diskutiert hatte jede Gruppe bei der Station ‚Gelebte Gleichheit?‘. Es ging an dieser Station um das Benachteiligungsverbot (Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz). Die Schüler*innen waren sehr erstaunt, dass der Bundestag erst 2020 beschlossen hatte, den Begriff ‚Rasse‘ aus dem Grundgesetz zu streichen. Die Schüler*innen überlegten sich, wie sie den Begriff ‚Rasse‘ ersetzen würden und ergänzten weitere Gründe, warum Menschen nicht benachteiligt werden dürfen.  

Viele Schüler*innen der 9a sind aus Plankstadt und fühlten sich von einem Fallbeispiel eines katholischen Kirchenmanns der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus, der 1935 ins KZ Kislau verschleppt wurde, sehr angesprochen und erkannten, dass Geschichte durch Fallbeispiele viel greifbarer wird.

Insgesamt brachte die Ausstellung den Schüler*innen sehr anschaulich nahe, wie schnell eine – und damit auch unsere – Demokratie Gefahren ausgesetzt werden konnte und kann und wie wichtig es ist Unrecht und demokratiefeindliche Tendenzen wahrzunehmen, bevor es zu spät ist.

 

Text und Bilder: M.Z.