„Ich bin nicht schuld“ – Die Theater-AG des DBG führte das Drama „Andorra“ auf

Keiner war schuld an Andris Tod – so lautete unisono das Fazit der Bürger von Andorra, einem fiktiven Kleinstaat, in dem das gleichnamige Drama des Schweizer Autors Max Frisch spielt. Die Theater-AG des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums hatte sich in diesem Schuljahr dieses komplexe Stück vorgenommen, in dem es um Rassismus und Vorurteile gegenüber Fremden geht.

Pressefoto_Andorra Theater-AG DBG 2019

Unter Leitung der DBG-Lehrer Marion Leibert und Oliver Schommer führten die 13 Gymnasiasten aus der 9.-12. Klasse eine sehr intensive Inszenierung auf, die verdeutlichte, dass Fremdenhass in jedem Volk herrscht.

Der junge Mann Andri, überzeugend gespielt von David Zivkov, wurde von seinem Vater, einem Lehrer (dargestellt durch Maurice Hagemeister), unehelich mit einer Ausländerin gezeugt und deshalb von diesem als jüdischer Pflegesohn ausgegeben. Andri verliebt sich in seine Halbschwester Barblin (hervorragend gespielt von Lucia Montgomery) in dem Glauben, dass sie nicht miteinander verwandt seien. Nachdem Barblin aber von einem Soldaten (Robin Halens) vergewaltigt worden ist, verliert sie den Verstand. Andri erfährt von den Bewohnern Andorras nur Ablehnung, allen voran von dem Soldaten: „Ich bin Soldat – und du bist ein Fremder!“ Obwohl der Vater Andri eines Tages beichtet, dass er zu feige war, Andri als seinen eigenen Sohn auszugeben, hält Andri an der ihm zugewiesenen Identität als Fremder fest. Sein Vater stranguliert sich daraufhin in der Schule. Andris Tod ist letztlich die bittere Konsequenz des Fremdenhasses.

In der Inszenierung wurden die Gedanken der Bürger durch kurze Filmsequenzen eingeblendet, in denen sich alle buchstäblich die Hände in Unschuld wuschen – als Setting war das Waschbecken in einer Schülertoilette des DBG gewählt worden, an dem sich die Andorraner die Hände säuberten und dabei beteuerten, sie hätten mit Andris Tod nichts zu tun: „Ich gebe zu, ich habe ihn nicht gemocht. Aber ich bin nicht schuld, dass es so gekommen ist! Ich habe nur meinen Dienst gemacht.“

Text: Uta Fink

Foto: Dirk Schüssler