Langer Tag der Museen: Lehmbruck, Gormley, Antike Skulpturen

KS1-Leistungskurs-Kunst am 8.12.22 ganztägig auf Kunstbetrachtung zu Abitursthemen in Duisburg und Frankfurt.

Es ist nicht leicht, sich dem Leben zu stellen, man müsse doch zuerst definieren, was ein „ich“ ausmacht und in welchem Verhältnis dieses ganz persönliche Ich zum (öffentlichen) Leben steht. Man könnte bei der eigenen Haut anfangen. Gormley bezeichnet sie als Hülle, als erste Begrenzung zur Außenwelt. Man schaut in das Innere der Haut hinein und stellt fest, dass der Kern weder greifbar-materiell noch in seiner Dimension erfassbar ist. Das sind die Fähigkeiten, das Spirituelle, das Mentale, das Emotionale eines Menschen. Außerhalb der Haut ist eine Art individuelle Aura, danach kommt die Luft, irgendwann die Wand eines Raumes – eine weitere Hülle- danach die Gesellschaft. So ziehen und kreuzen sich die (energetischen) Wellen immer weiter nach außen – wo ein Ende sein kann, ist und bleibt unklar. Klar ist nur, dass es mich gibt und dass ich etwas kann. Ich empfange und ich sende selbst Impulse. Unweigerlich kommen wir bei Beuys an, dessen Arbeiten Gormley sehr gut kennt und schätzt. Aber auch ein Lehmbruck, Brancusi, Giacometti, Hanson, etc. sind ihm nicht fremd. Ihre Spuren könnte man ebenfalls – zumindest erahnbar – in Gormleys Werken wiederfinden.

Unser Tag begann um 5.50 Uhr morgens. In Duisburg erwartete uns die lang ersehnte und großartige Lehmbruck-Gormley-Ausstellung. Fasziniert von dem Erlebten und beeindruckt von den philosophischen Ansätzen des Konzeptkünstlers Gormley kreierte die Gruppe noch ein gemeinsames Foto zum Thema „Miteinander“. Dann rannten wir – buchstäblich – zum nächsten Zug Richtung Frankfurt. Im Zug hatten wir die spontane Idee, Antony Gormley eine Email mit dem entstandenen Gruppenfoto zu schicken und ihn zu fragen, ob er vielleicht Zeit hätte, mit uns irgendwann mal einen Video-call zu machen. Zu unserer großen Überraschung kam prompt eine Antwort von seiner Sekretärin. Sie schrieb: „Antony wird im Januar mehrmals verreisen, dennoch versuche ich, euch zu verbinden“.
Das wäre wirklich großartig! Über dieses Ereignis würden wir dann umfassend berichten!
In der Antikensammlung des Liebieghauses standen sie, die steinernen, vor Tausenden von Jahren entstandenen und für Ewigkeit gedachten Prachtexemplare: Kouroi, Koren, Pharaonen, Athena, Diskuswerfer, Kaiserbüsten, uvm. Ein kompetenter Kunsthistoriker teleportierte uns für eine Weile in die griechisch-römische Antike, erläuterte uns die vielen verzweigten Mythen, klärte uns über die allgemeine Geschichte der damaligen Zeit auf. Und das muss jeder wissen: die Demokratie wurde im 6. Jahrhundert vor Chr. „erfunden“ und die Sportmarke „Nike“ bezieht sich auf die gleichnamige griechische Göttin.
Die Kälte und der Bratfett-Geruch des Frankfurter Weihnachtsmarktes brachte uns wieder auf den Boden der Deutschen Demokratie.
Nach 17 Uhr kamen wir wieder in Heidelberg an.

Text und Fotos: Svetlana Magenheim-Gegg