Sie sind hier: Start Aktuelle Beiträge

Eppelheim wird für Insekten zur kulinarischen Oase

Erfolgreiche Bewerbung bei Projekt „Natur nah dran 2.0“

Claudia Grau-Bojunga (v. l.), Benedikt Seelbach, Kirsten Hübner-Andelfinger, Alexander Wiede, Dirk Kretzschmar, Eva Distler, Nicole Debon, Gertraude Debon, Reinhard Debon und Katja Wörner begutachten die Fläche in der Schulstraße. Foto: Stadt Eppelheim

Eppelheim will sich in den nächsten Monaten noch weiter zum Paradies für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge entwickeln. Dazu trägt die erfolgreiche Bewerbung für das Projekt „Natur nah dran 2.0“ des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und Nabu Baden-Württemberg bei. Die Stadt ist damit eine von 16 Kommunen im Ländle – und neben Rheinstetten die einzige im Regierungsbezirk Karlsruhe –, die in diesem Jahr von einer Förderung bis zu 15.000 Euro bei der Umgestaltung von öffentlichem Grün zum naturnahen Bunt profitiert.
Bürgermeisterin Patricia Rebmann, die die Bewerbung unterstützt hat, freut sich: „Die biologische Vielfalt und ein gutes Stadtklima liegen mir sehr am Herzen. Mit dieser Bewerbung zeigen wir als Verwaltung, dass wir uns der Verantwortung für unsere Natur und Umwelt bewusst sind und diese auch gerne übernehmen.“

Das Vorhaben begünstigt zum einen die biologische Vielfalt, weil die heimischen Pflanzen über das gesamte Stadtgebiet verteilt den Insekten kulinarische Oasen bieten. Zum anderen leistet es auch einen wichtigen Beitrag dazu, Grünflächen in Gemeinden
und Städten widerstandsfähiger zu machen und gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen. Denn Wildpflanzen kommen mit Trockenheit und Hitze besser zurecht und brauchen meist keine künstliche Bewässerung – bei den zunehmend niederschlagsarmen Sommermonaten ein wichtiger Aspekt. „Die Stadt Eppelheim wird damit weitere Trittsteine im Siedlungsraum schaffen und Grünflächen netzwerkartig verknüpfen“, freut sich der städtische Umwelt- und Naturschutzbeauftragte Benedikt
Seelbach, der die Bewerbung für das Projekt „Natur nah dran 2.0“ initiiert und eingereicht hatte, auf die kommenden Aufgaben. „Die vorgesehenen Flächen werden sich in den nächsten Monaten zu artenreichen Biotopen verwandeln.“
Gemeinsam mit der Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung und Immobilienmanagement, Kirsten Hübner-Andelfinger, traf er sich für eine erste Besichtigung mit Katja Wörner vom Nabu Baden-Württemberg. Sie lobte die hohe Qualität der Bewerbung und die
Flächenauswahl: „Das ist eine sehr gute Mischung aus geplanten Wiesen, Säumen, Staudenbeeten und Magerrasen.“
Mit dabei waren außerdem die vom Nabu beauftragte Diplom-Biologin Dr. Eva Distler, der Eppelheimer Bauhofleiter Alexander Wiede und Stadtgärtner Dirk Kretzschmar. Damit sich die Flächen langfristig gut entwickeln, werden die Mitarbeiter der kommunalen
Bauhöfe und Gärtnereien geschult und vor Ort beraten. Stadträtin Claudia Grau-Bojunga (Grüne), die Neckargemünder Nabu-Vorsitzende Gertraude Debon sowie Reinhard und Nicole Debon, Mitglieder der Eppelheimer Nabu-Gruppe, schlossen sich dem Rundgang an.

„Die Stadt hat bereits begonnen, ihre innerstädtischen Grünflächen naturnah und insektenfreundlich zu gestalten und zu pflegen“, erläuterte Kirsten Hübner-Andelfinger und präsentierte gleich bei der ersten Station der Begehung ein gelungenes Beispiel:
den wiederbelebten Bachlauf an der Schulstraße vor der Theodor-Heuss-Schule.
Direkt nebenan soll es jetzt – nicht zuletzt dank der Projektförderung durch „Natur nah dran 2.0“ – auch weitergehen. Eva Distler erklärte, wie aus der 80 Quadratmeter großen, intensiv gemähten Wiese durch Einsaat von gebietsheimischem Saatgut und
anschließender extensiver Pflege ein ökologisch wertvolles Areal werden kann. Weitere Flächen, die sich für eine Umgestaltung eignen und Stationen der Begehung waren, sind unter anderem die rund 200 Quadratmeter große Wiese bei der Humboldt-Realschule, eine rund 80 Quadratmeter große Bepflanzung an der Grenzhöfer Straße, weitere Wiesen an der Ecke Grenzhöfer Straße/Geschwister-Scholl-Straße (etwa 70 Quadratmeter) und am Georgien-Platz (rund 40 Quadratmeter) sowie eine Parkbucht an der Albert-Schweitzer-Straße (etwa 30 Quadratmeter).
Im Lauf des Rundgangs wurden weitere Vorteile der Teilnahme am „Natur nah dran 2.0“-Projekt offensichtlich: Die Vorbildfunktion macht Biodiversität vor Ort erlebbar. Wildpflanzen kennenzulernen, summende Wildbienen und Hummeln zu beobachten – das alles trägt dazu bei, ein Bewusstsein für das Thema Artenschutz zu entwickeln.
Kommunen sind dabei ein Vorbild für die Bevölkerung: Denn auch private Gärten könnten naturnah angelegt werden, wie Eva Distler erklärte. Kleinräumige Maßnahmen wie die angedachten im Eppelheimer Stadtgebiet regten Bürgerinnen und Bürger oft zum Nachmachen auf dem heimischen Grundstück an, wenn sie sehen, dass die Mittel für eine Realisierung häufig unkompliziert sind. Die Umsetzung des Projekts im öffentlichen Raum ist aber auch Teil der Bürgerbeteiligung, wie Beispiele aus den vergangenen
Jahren beweisen. Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schulklassen, Baumpaten sowie Initiativen wie die Zukunftswerkstatt oder der Interkulturelle Garten helfen für ein gutes Ergebnis gerne zusammen und engagieren sich für die Gesellschaft. Und so geht es nun weiter: Am Mittwoch, 17. Mai, findet in Wiesloch die offizielle Auftaktveranstaltung mit allen 16 Kommunen, die die Förderung bekommen, statt. Danach macht sich der Umwelt- und Naturschutzbeauftragte Benedikt Seelbach mit seinem Team an die Detailplanung, in die die Tipps von Eva Distler einfließen. Wenn der Nabu dann grünes Licht gegeben hat, kann es schon im Sommer losgehen. Dem Eppelheimer Paradies für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge steht nichts mehr im Weg.

Hintergrund:
Das Kooperationsprojekt „Natur nah dran 2.0“ von Nabu und Land wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im
Sinne der Biodiversität umzugestalten. Von 2022 bis 2027 werden erneut jährlich 15 Städte und Gemeinden (2023 ausnahmsweise 16) gefördert. In der ersten Projektstaffel wandelten von 2016 bis 2021 bereits 61 Kommunen über 230.000 Quadratmeter naturnah um.