Sicherstellung von Schulbildung für Mädchen in Afghanistan – Khazan Gul Tani erhielt 10 000 Euro, um in der Provinz Khost die Ausbildung von Lehrerinnen zu fördern

Auf Einladung des deutschen Freundeskreises Afghanistan weilt derzeit der frühere Präsident für Bildungs- und Erziehungswesen der afghanischen Provinz Khost, Khazan Gul Tani, in Deutschland. Sein Besuch führte ihn auch nach Eppelheim, wo eine erfreuliche Spendenübergabe auf ihn wartete. Denn seit dem Jahr 2002 verbindet Gul Tani eine Freundschaft mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) und dem Lehrerehepaar Ute Mayer-Böhning und Volker Mayer.

sep_szSpende01, Eppelheim Spendenübergabe Afghanistan

Von links: Peter Bopp, Martin Gramm, Khazan Gul Tani, Thomas Becker, Volker Mayer und Gabriele Kähne bei der Spendenübergabe von 10 000 Euro zugunsten der Ausbildung von Lehrerinnen in der afghanischen Provinz Khost

Auf Initiative von Ute Mayer-Böhning veranstaltete die Schule insgesamt drei Sponsorenläufe, um mit den Erlösen Mädchen in Afghanistan einen Schulbesuch zu ermöglichen. In der Vergangenheit konnte mit den 145 000 Euro aus den Sponsorenläufen der Schüler und durch Spenden in der afghanischen Provinz Khost unter Federführung von Khazan Gul Tani eine Mädchenschule gebaut und mehrfach Klassenzimmern zur Erweiterung angebaut werden.

Durch weitere Spenden konnte die Schule, die im Südosten des Landes nahe der Grenze zu Pakistan liegt, auch gut ausgestattet werden. Heute besuchen 2000 Mädchen von der ersten Klasse bis zum Abitur in der zwölften Klasse die Schule. „Die Schule platzt aus allen Nähten. Einige Klassen müssen im Freien unterrichtet werden, weil es zu wenig Klassenzimmer gibt“, verdeutlichte Gul Tani, der für die Verwendung von Spendengeldern für die Mädchenschule und für ihren Fortbestand zuständig ist.
Jetzt durfte er im Beisein von DBG-Schulleiter Thomas Becker und dem früheren Lehrer Volker Mayer erneut eine Geldspende entgegennehmen. Mayer, der bis zu seiner Pensionierung am Eppelheimer Gymnasium unterrichtete, erfüllte mit der Übergabe von 10 000 Euro an Khazan Gul Tani seiner im letzten Jahr verstorbenen Frau einen großen Herzenswunsch. Ute Mayer-Böhning hatte nicht nur anlässlich ihres 85. Geburtstages auf Geschenke verzichtet und um Spenden zur Schulbildung afghanischer Mädchen gebeten, sondern sie wollte auch, dass bei ihrer Trauerfeier statt Blumen lieber Geldspenden für die Mädchenschule gesammelt werden. Die letzte Geldspende, die seine Frau praktisch noch in Auftrag gab, wertete Volker Mayer als schönen Abschluss ihres Engagements.

Mayer-Böhning hatte im Jahr 2002 Khazan Gul Tani bei einer Veranstaltung in Berlin kennengelernt und sich seitdem sehr erfolgreich für den Bau und den Unterhalt einer Mädchenschule in der afghanischen Provinz Khost eingesetzt. Die evangelische Kirchengemeinde hat von Anfang an die Verwaltung der Gelder übernommen, die durch Spenden, Aktionen und Sponsorenläufe des Gymnasiums in den vergangenen Jahren zusammenkamen.

Die Kirchengemeinderäte Peter Bopp und Martin Gramm, sowie die frühere Pfarramtssekretärin Gabriele Kähne haben sich ehrenamtlich darum gekümmert. Das Geld, das Peter Bopp mitgebracht hatte, möchte Gul Tani zur Sicherstellung der Schulbildung für Mädchen in Khost verwenden. Wichtig ist ihm, dass es genügend Lehrerinnen gibt, die das Unterrichtsangebot aufrechterhalten können. Um dies auch in Zukunft gewährleisten zu können, ist es sein Ziel, Schülerinnen nach dem Abitur zu Lehrerinnen ausbilden zu lassen. Gul Tani möchte Frauen durch Bildung und Mitbestimmung stärken und zumindest dort, wo er Einfluss darauf hat, die Gleichberechtigung voranbringen. Er geht im Umgang mit Frauen mit gutem Beispiel voran, schenkt jeder seiner Töchter bei ihrer Heirat ein Stück Land, für das sie mitverantwortlich ist und über dessen Verwendung sie mitbestimmen darf. Sein Handeln hat Vorbildfunktion. Er hofft, dass bald im ganzen Land ein Umdenken im Umgang mit Mädchen und Frauen stattfindet. Auch gegen gesellschaftliche Ungleichheit und die Schere zwischen Arm und Reich möchte er vorgehen und Lösungen suchen. Wenn sein Nachbar nichts zu essen habe, dann sei dieser Umstand für ihn, der keine Not leiden muss, eine Gefahr, verdeutlicht er. Ende des Monats fliegt Khazan Gul Tani wieder zurück in seine Heimat.

Text und Foto: Sabine Geschwill

Mit freundlicher Genehmigung von Sabine Geschwill (Geschwill Presseservice)

Der Beitrag wurde am 26.06. 2020 in der Rhein-Neckar-Zeitung veröffentlicht.